Herz Jesu, Quelle des Lebens
Geliebte im Herrn!
Die religise Shnewoche, zu der
der hochwrdigste Oberhirte uns aufgerufen hat, soll uns daran erinnern, dass
das Land Tirol seit 150 Jahren, dass unser Salzburger Land und Volk seit 50
Jahren dem gttlichen Herzen Jesu geweiht ist, und dass wir alle – als
Frucht dieses denkwrdigen Jubilums – diesen heiligen Bund, der damals
mit dem Herzen Jesu geschlossen worden ist, auch in unserer Zeit voll und ganz
ernst nehmen sollten.
In einer Zeit, die wie keine sonst
von Furcht und Todesgrauen, von Mord und wahnsinniger Vernichtung durchzittert
war und in der die Menschen nach einem Leben in Ruhe und Ordnung und Frieden
seufzen und lechzen, da sollten wir wirklich wieder einmal aus glubigem Herzen
heraus erkennen, wie am Herzen Jesu die Quelle des Lebens sprudelt und wie wir,
um das Leben zu finden, zu dem gehen mssen, der allein von sich sagen konnte:
ăIch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!Ň
Das soll mein Thema sein. So ist
es mir aufgetragen worden. Und Besseres und schneres zur Einstimmung fr die
heutige nchtliche Shneanbetung, Besseres und schneres fr das morgige hohe
Herz-Jesu-Fest lsst sich nicht darlegen und aufzeigen, als eben dies: Christus
als Quelle des Lebens!
1.
Beispiel: Der
indische Philosoph Sadhu Sundar Singh, der sich zum Christentum bekehrt hat,
erzhlte einmal, wie er eines Tages auf seinen Wanderungen in Mittelindien vor
einer heidnischen Zuhrerschaft vom Heiland Jesus Christus sprach, und wie er
seine Ansprache mit der Frage schloss, ob sie nicht lieber selbst das Buch
lesen wollten, das uns von Christus erzhlt. Unter den Zuhrern befand sich
auch ein heftiger Gegner der christlichen Religion. Er kaufte das
Johannesevangelium, las zwei drei Stze und riss es dann in Fetzten und warf die
Fetzen beim Einsteigen in die Bahn weg. Da kam wie zufllig ein anderer Mann
ber den Bahnsteig, der seit 7 Jahren eifrig nach Wahrheit suchte. Er bemerkte
das Papier auf dem Boden, hob einen Fetzen auf und las darauf die Worte:
ăEwiges LebenŇ. Die indische Religion kennt eine Seelenwanderung, aber was ist
das: Ewiges Leben? Auf einem anderen Fetzten fand er die Worte: ăBrot des
LebensŇ. Was kann das bedeuten? Auf einem dritten Fetzen, den er aufhob, las
er: ăIch bin die Auferstehung und das LebenŇ. Wer mag das wohl sein, der so
spricht? Er zeigte die Bruchstcke einem Vorbergehenden mit dem Ausdruck des Bedauerns,
dass das Buch, in dem sie gestanden hatten, zerrissen sei. Er bekam dann
Aufschluss ber Namen und Herkunft dieses Buches. Er erwarb ein Neues
Testament. Mit gro§er Ergriffenheit las er darin und wurde ein berzeugter
Christ. Er fand den Heiland und in ihm Friede und Freude und Leben.
Hat uns dieses
Beispiel nicht viel zu sagen?
I.
Gerade das ist
es, was die Evangelisten, voran Johannes, der am Heilandsherzen ruhen durfte,
von Christus besonders hervorheben: Christus, die Quelle wahren,
bernatrlichen, ewigen Lebens!
Schon im Prolog zu seinem Evangelium berichtet Johannes ber Christus: ăIn
Ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen!Ň (Joh 1,4). Und
darin sieht Christus selbst den Auftrag, den er vom Vater erhalten hat und den
ganzen Sinn seiner Sendung in diese Welt: ăIch bin gekommen, damit sie das
Leben haben und es in Flle haben!Ň (Joh 10,10). Und der Heiland nennt sich
selbst die Quelle des Lebens und ruft einmal den lauschenden volksscharen zu: ăWen
drstet, der komme zu mir und trinke!Ň (Joh 7,37). Und er sagt es uns Menschen,
dass darin sein ganzes gottmenschliches Wesen besteht: ăIch bin der Weg, die Wahrheit
und das Leben!Ň
II.
Ein Dreifaches
tat nun Christus, um diese seine Aufgabe, uns Menschen das verlorene Leben, das
Leben der Seele, bernatrliches, gttliches Leben zurckzugewinnen, zu
erfllen:
Frs erste spricht er zu uns Worte des
Lebens, die den Menschen, der sich in die Todesschatten der Snde und
Leidenschaft und in die Nacht des Irrtums und der Unwahrheit verrannt hat, zurckzufhren
ins strahlende Licht gttlicher Wahrheit. Bevor er in unbeschreiblicher Liebe
und Gte, aber auch in unwiderstehlicher berzeugungskraft zu lehren und zu
predigen beginnt, schleudert er dies dem Teufel und seinem Anhang entgegen: ăNicht
vom Brote allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde
Gottes kommt!Ň sein Wort, seine Lehre, seine Wahrheit soll also Leben wecken.
Und wenn er durch ein einziges Wort aus seinem Munde Kranke gesund machte und
Tote zum Leben erweckte, so sollte damit gezeigt werden, wie seine Lehre, unser
heiliger christlicher Glaube wirklich Worte des Lebens enthlt und Leben zu
wecken vermag durch die Kraft seiner Wahrheit. So hat es Petrus bekannt,
damals, als die Volksscharen in erbrmlicher Glaubensschwche Christus
verlie§en und an Ihm irre wurden. Der Herr fragte die Apostel: wollt auch ihr
weggehen? Da war es Petrus, der das
herrliche Bekenntnis ablegte: Meister, wohin sollen wir gehen? Nur du hast
Worte des ewigen Lebens...!Ň Und zu dieser berzeugung von der Lebenskraft der
Lehre Christi sind noch alle gekommen, die sich bemht haben, sie wirklich
kennen zu lernen. Klingt es nicht wie eine Besttigung der Worte des hl.
Petrus, wenn der Prsident der vereinigten Staaten in seiner Neujahrsbotschaft
gesagt hat, er kenne auch in unserer verworrenen Zeit kein Problem, das nicht
im Geiste der Bergpredigt, im Geiste der Lehre Christi gelst werden knnte!
Ein Eingestndnis von einer Seite, von der wir glubigen Katholiken es gar
nicht erwartet htten, dass nur bei Christus Worte des Lebens, Worte des ewigen
Lebens zu finden sind!
III.
Und das zweite,
wodurch Christus seine Lebensaufgabe gelst hat, uns Menschen das Leben zu
bringen, ist dies: Er sprach nicht blo§ Worte des Lebens, er gab uns auch das
Brot des Lebens.
So war es die ganze Fronleichnams Oktav die
gro§e frohe Botschaft im Evangeliums der Festmesse von Fronleichnam:
In jener Zeit sprach Jesus zu den Scharen der
Juden: ăMein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein
Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in
ihm! Wie ich, vom lebendigen Vater gesandt, durch den Vater lebe, so wird auch der,
welcher mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel
herabgekommen ist, nicht wie das Manna, das eure Vter gegessen haben und doch
gestorben sind. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben!Ň (Joh 6,56 -59).
Ja, so sehr war es dem Gottmenschen Jesus
Christus darum zu tun, uns Menschen das Leben zu bringen, das wahre,
eigentliche Leben, das bernatrliche Leben der Seele, das bergehen soll in
ewiges Leben: Er wollte sich selber uns zur Speise geben. Konnte er weitergehen
in seiner Liebe? Sein Heilandsherz fing zu schlagen an, ut vitam habeant, damit
wir das Leben htten... Sein Heilandsherz hrte zu schlagen auf, auch noch den
letzten Blutstropfen hinopfernd und vergie§end, um uns durch seinen Tod das Leben
zu erwerben. Aber das war Ihm nicht genug. Dazu war er gekommen, ut vitam
habeant, et abundatius habeant: wir sollten gttliches Leben in Flle, in
berflle empfangen, und darum sollte sein Heilandsherz unter uns Menschen
weiterschlagen verborgen in der Brotsgestalt: ăDieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben!Ň
Die leibliche Nahrung erhlt dem Krper das
Leben, gibt ihm Kraft und bewahrt ihn vor dem Tod. So ist es auch mit der
Seelennahrung der Eucharistie. Das ist die wesentlichste, vom Heiland selbst immer wieder ausgesprochene
Wirkung jeder wrdigen hl. Kommunion: Sie gibt der Seele Leben, bernatrliches
gttliches Leben. Immer und immer wieder hat das Christus gesagt: ăDas Brot,
das ich geben werde, ist mein Fleisch fr das Leben der Welt!Ň So spricht es
auch der Priester, wenn er uns das Himmelsbrot der Eucharistie auf die Zunge
legt: ăDer Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben!Ň
Wenn Christus selber sich aufs innigste mit uns vereinigt, wenn er Einkehr hlt
im Herzen der Glubigen, wenn sein Herz und unser Herz im wundersamen Einklang
schnster, beseligendster Gottverbundenheit zusammenschlagen, dann gilt, was Paulus
sagen konnte: ăNicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir!Ň Christus lebt dann
in uns, sein Blut pulst dann durch unsere Adern, das Gnadenleben in uns wchst
und wird gestrkt. Und dann wird wahr, was der gleiche Vlkerapostel gesagt
hat: ăIch vermag alles, in dem, der mich strkt! Seelennahrung, Viaticum,
Wegzehr ist das Himmelsbrot der Eucharistie auf unserm Lebensweg. Wie oft geht
es doch uns Menschen, wie es dem gro§en Propheten Elias erging: Als er einmal
ob all der Trbsale und Leiden, die ber ihn hereingebrochen waren, lebensmde
zusammenbrach und mit verzagter Seele hinaufschrie zum Himmel: ăHerr, lass mich
sterben, ich kann nicht mehr. Es ist zu viel, was du schickst und von mir
verlangst!Ň Da stand pltzlich ein Engel Gottes neben ihm mit einem Brot und
einem Krug Waser. Und der Engel sagte zu Elias: ăSteh auf! Iss von dem Brote,
trink von dem Tranke, denn du hast noch einen weiten Weg vor dir!Ň Da a§ Elias
und er stand in der Kraft dieses Brotes auf und ging den weiten Weg weiter und
erfllte seine schwere Prophetenaufgabe. – So ganz hnlich ergeht es auch
uns. Zu uns spricht Christus selber: ăNehmet hin und esset, nehmet hin und
trinket. Strkt euch mit dem Brot der Starken, mit dem Brot des Lebens, mit dem
Himmelsbrot der Eucharistie, das die Leibe meines Herzens fr euch Menschen
ersonnen hat.
IV.
Noch wre ein
Drittes aufzuzeigen, wodurch Christus im vollsten Sinn des Wortes fr uns
Menschen Quelle des Lebens geworden ist: sein Erlsertod am Kreuze. Es wrde zu
weit fhren, um auch das noch auszufhren. Darauf zielte ja alles in seinem
Leben, um als guter Hirte sein Leben hinzugeben fr seine Schafe, damit er durch
sein Sterben unsern Tod vernichte und durch seine Auferstehung neues Leben uns
erwerbe! Dazu musste sein Herz zu schlagen aufhren, dazu musste es durchbohrt
werden, damit es Strme des Lebens auf uns ergie§e!
Es gbe so viel Schnes und Gro§es und Erhebendes
zu sagen ber dieses Thema ăChristus, die Quelle des Lebens!Ň
Es soll gengen. Vielleicht ahnen wir es
wieder mehr als bisher, was es hei§t, dass nur bei ihm Worte des Lebens zu
finden sind und dass nur er das Brot des Lebens spendet.
Und so soll es aus unserer Seele in hei§em
Gebet herausklingen am heutigen und morgigen Tage: Herz Jesu, Quelle allen
Lebens, erbarme dich unser! Erbarme dich unser, die wir ob all der sinnlosen
Geschehnisse in dieser friedlosen Zeit oft so lebensmde werden und das Erdenleben
mit seinen Sorgen und kmpfen oft fr sinnlos und wertlos halten! Lehre uns,
dass dieses kurze Erdenleben den einen gro§en Wert hat, Vorbereitung zu sein
auf das ewige Leben!
Herz Jesu, du Quelle allen Lebens, erbarme
dich unser, die wir das bernatrliche Leben der Seele, die Gnade und
Freundschaft und Verbundenheit mit dir oft so gering einschtzen und oft so
leichtsinnig durch die Snde wegwerfen und vernichten. Lehre uns, rechte
Hochschtzung des Gnadenlebens unserer Seele, rechte Hochschtzung des hl.
Glaubens, dieser Worte ewigen Lebens, die von dir ausgegangen sind und wahre
Hochschtzung des heiligsten Sakramentes, des Brotes des Lebens, das du uns
gabst, ut vitam sine termino nobis dones in patria...
O Jesus, all mein Leben bist du, ohne dich nur Tod!
Herz Jesu, du Quelle allen Lebens, erbarme dich unser. Amen